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[Testbericht] Tiberius T4

Markierer, Zubehör, Ausrüstung
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Famas
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[Testbericht] Tiberius T4

Beitrag von Famas » Mo 30. Mai 2011, 10:45

Tiberius T4


Vorwort

Der Tiberius T4 Markierer ist eine Weiterentwicklung der bisher bekannten Paintball-Markierer im Kaliber .68.
Sowohl das grob an das AR15 angelehnte Design, als auch die Möglichkeit den Markierer mit reiner Magazinzuführung zu betreiben machen das Modell für die Verwendung beim Real Action Paintball interessant.
Der nach einem römischen Kaiser benannte Markiererhersteller verspricht darüber hinaus einen großen Präzisionszuwachs durch die Verwendung seiner sogenannten "First Strike Balls", welche im T4 im Originalzustand ab Werk geladen und verschossen werden können.

Da Pro & Contra der Verwendung beim Real Action Paintball im Forum bereits mehrfach für hitzige Diskussionen gesorgt hat, haben wir dies als Anlass genommen uns das gute Stück einmal näher anzuschauen.


Ersteindruck

Nach dem ersten Öffnen des Koffers waren wir zunächst erstaunt über das riesige Sammelsurium an Zubehör, dass sich uns offenbarte.
Zum ausladenden Lieferumfang gehört neben dem eigentlichen Markierer folgendes:
  • - 1 Magazin für 12gr CO2-Kapsel
    - 1 Magazin für Remote-Line HP-Anschluss
    - 4x32 Zielfernrohr mit Gegenlichtblende
    - "Tri-Rail" Visiererhöhung
    - ausklappbares, höhenverstellbares Zweibein
    - Hopperanschluss
    - Rail-Abdeckungen
    - Optikreinigungstuch
    - Werkzeugsatz (versch. Inbus-Schlüssel)
    - Bedienungsanleitung
    - montierbare Halteringe für Trageriemen
    - Laufsocke
Beeindruckend - und verglichen mit den bekannten Lieferumfängen anderer Hersteller durchaus als sehr positiv zu bewerten!

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Der Markierer selbst kommt auf den ersten Blick qualitativ gut daher. Gefrästes Alu-Gehäuse, solide Kunststoffteile, angenehmes Gewicht und Balance!
Bei näherem Hinsehen kommen allerdings ein paar Qualitätsmängel zum Vorschein: Upper und Lower Receiver sowie die Schulterstütze haben ziemlich viel Spiel, die Schulterstütze lässt sich durch die Mutter nicht richtig fixieren, das Zweibein kommt ein wenig klapprig daher, Beschriftungen sowie Bohr- und Fräskanten sind zum Teil sehr unsauber.
Das meiste davon fällt erst auf den zweiten Blick auf und nichts davon hat Einflüsse auf die Funktion, allerdings sind wir der Meinung, dass derartige Schlampereien (wenn auch verhältnismäßig kleine) bei einem rund 900 Euro teuren Markierer nichts verloren haben sollten.
Ob dies nur unser Testmodell oder alle erhältlichen T4s betrifft entzieht sich allerdings unserer Kenntnis.

Doch es gibt auch gutes zu berichten: das gefräste Gehäuse macht an sich einen äußerst soliden und hochwertigen Eindruck! Upper Receiver und Handschutz sind aus einem Stück und vor allem die Schienen sind sauber und ohne Grate. Die Kunststoffteile machen keinen Billigplastik-Eindruck, sondern kommen wertig und großteils sauber verarbeitet daher.

Die Beschriftungen auf der linken Seite sind sauber, klar und deutlich... wenn auch in grellem weiß und nach unserer Meinung in völligem Übermaß vorhanden. Die Hälfte hätte auch gereicht.
Auf der rechten Seite in der Gegend des Magazinschachtes fielen uns seltsam gleichmäßige, sehr unschöne Kratzer auf... bis wir feststellen mussten, dass das :F: und die Kaliberbezeichnung darstellen soll. Da es sich hierbei um eine gesetzliche Vorgabe handelt, hätte man hier deutlich sauberer vorgehen müssen, da die Beschriftung so kaum lesbar ist.

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Technik und Bedienung

Da es sich bei unserem Testmodell lediglich um ein Leihexemplar handelte, haben wir auf das Zerlegen verzichtet, weshalb wir leider keine detaillierten Aussagen zum verbauten Innenleben oder der genauen Funktionsweise machen können.
Zunächst fällt auf, dass 2 Magazine beiliegen. Eines der beiden ist für den Betrieb mit einer 12 Gramm CO2-Kapsel ausgelegt, das andere für die externe Versorgung mit Pressluft (HP) via Mamba (auf neudeutsch auch: "Remote-Line").

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Die CO2-Kapsel wird in das Magazin eingelegt und durch festschrauben angestochen - interessanterweise von oben und unten. Dies gestaltet sich absolut problemlos und das Magazin ist auch einwandfrei dicht.
Bleiben wir vorerst beim Magazin:
Auch hier wieder: Sehr robuster, hochwertiger Kunststoff, welcher zum Teil leider schlampig verarbeitet wurde, wie auf folgendem Bild gut zu sehen ist.

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Der Hersteller gibt an, dass pro Magazin 14 Balls geladen werden können. Wie das von statten gehen soll, ist uns schleierhaft. Wir haben nicht mehr als 5-6 First-Strike Balls und nicht nennenswert mehr Paintballs in die Mags laden können. Grund dafür ist der viel zu schwache Haltemechanismus, kombiniert mit der doch recht kräftigen Magazinfeder... spätestens nach dem 6 Ball den man reingeladen hat, kommt einem alles wieder entgegen.
Eventuell arbeitet sich der Mechanismus mit der Zeit ein. Im Zeitraum unserer Tests waren wir aber nicht in der Lage mehr als 5-6 Kugeln in die Magazine zu füllen.

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Die weitere Inbetriebnahme des Markierers ist ein Kinderspiel.
Magazin rein, entsichern, abdrücken.
Rückstoß gibt es wie bei so gut wie allen .68ern mangels Blowbackunktion keinen... dafür ist der Abschussknall wie üblich schön dumpf.

Als besonderes Gimmick dient beim T4 die Funktion, dass man den Markierer ohne großen Aufwand und sogar während des laufenden Betriebs zwischen Ballzuführung vom Magazin und vom Hopper umstellen kann. Dies erfolgt durch Ziehen am Spannhebel, welcher dann in hinterer Stellung verbleibt. Nun ist der Markierer auf "Hopper-Betrieb". Ein Druck auf den Knopf links am Gehäuse (welcher etwa an der Position des Bolt Catch beim M4 sitzt) lässt den Mechanismus wieder zurückschnappen und die Balls werden wieder vom Magazin zugeführt.
Technisch wird durch den Zug am Spannhebel der Lauf um 180 Grad gedreht, so dass die Kugeln von oben in den selbigen gelangen können.
Praktisch ließ sich dies immer problemlos und ohne hakeln durchführen.
Voraussetzung für den Betrieb mit einem Hopper ist, dass man die an der rechten Seite angebrachte Abdeckplatte mittels Inbus-Schlüssel löst und statt dessen die mitgelieferte Hopper-Aufnahme anbringt. Durch die Klemmverbindung am oberen Ende der Hopper-Aufnahme kann nahezu jeder beliebige Hopper aufgesetzt werden.

Auf diese Weise können die teuren "First-Strike"-Balls - für die dieses Prinzip konzipiert wurde - ihrem Namen gerecht werden und zum "Erstschlag" eingesetzt werden. Befindet man sich anschließend im zwangsweise folgenden Scharmützel, stellt man den Betrieb innerhalb von weniger als 2 Sekunden auf den Hopper um und man profitiert vom hohen Ballvorrat, den man ohne schlechtes finanzielles Gewissen in hohen Kadenzen Richtung Gegenspieler schicken kann.

Hier nochmal der Wechsel der Betriebsmodi von unten durch den Magazinschacht fotografiert:
Links im "Magazin-Betrieb", rechts nach Ziehen des Spannhebels im "Hopper-Betrieb"

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Schusstest und First-Strike Balls

Die Schusstests, die wir durchgeführt haben mit normalen .68er Paintballs von Draxxus decken sich nach unseren Erfahrungen mit einem mittelklassigen Paintball-Markierer aus dem .68er Bereich.
Für RAM-Spieler liefert eine SG68 etwa vergleichbare Werte wobei die Tiberius etwas besser zu sein scheint, vor allem was die (gefühlte) Konstanz der Mündungsgeschwindigkeiten angeht. Da wir leider kein V0-Messgerät haben, konnten wir allerdings keine exakten Werte ermitteln.
Interessant sind jedoch die First-Strike Balls, welche ja mit einer deutlichen Steigerung von Präzision und Reichweite beworben werden... selbst in der 100er "Sparbox" jedoch um Faktor 20 teurer sind. (verglichen mit Mittelklasse-Turnierpaint)

Was also können diese Wunderkugeln?
Auch das haben wir bei dieser Gelegenheit genauer unter die Lupe genommen.
Zum einen sind es keine Kugeln, sondern genaugenommen nur Halbkugeln, welche ab der Hälfte einen "Schweif" haben... also eine Art zylindrischem Fortsatz, welcher mit rundum verlaufenden Erhöhungen versehen ist. Diese erinnern stark an die Züge und Felder eines Schusswaffenlaufes und sollen auch das selbe bezwecken. Nämlich, dass sie das Geschoss während des Fluges um seine eigene Flugachse dreht und dadurch stabiler und weiter fliegt.
Soweit zur Theorie: Tatsächlich konnten wir mit First-Strike Balls wesentlich kleinere Streukreise erzielen, verglichen mit normaler Paint.
Die für den Test gewählte Schussdistanz war mit guten 50 Metern für Paintball-Verhältnisse relativ hoch. Während wir mit dem normalen Markierer Probleme hatten unser Ziel in der Größenordnung eines Autoreifens überhaupt zu treffen, war dies mit den First-Strike Balls kein Problem.
Bei den anschließenden Tests bezüglich der Flugweite stellten wir jedoch fest, dass die FS-Balls zwar präziser, keineswegs aber weiter fliegen.

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Bemerkenswert ist noch die Tatsache, dass die First-Strike Balls aus Plastik gefertigt sind. Beim Auftreffen zersplittert dieses und gibt eine weiße Farbe frei.
Eher unschön: Die Balls platzen nicht - sie zersplittern in mehrere zum Teil scharfkantige Fragmente.
Vergleichbar etwa mit einem leeren Joghurtbecher den man zerdrückt.

Nochmal zurück zum Tiberius T4 Markierer:
Etwas seltsam mutete uns das Gesamtbild des Markierers mit eingesetztem Magazin an.
Durch die enorme Länge des Magazins sieht das nicht nur komisch aus, sondern behindert auch den Spielbetrieb.
So kann man aufgrund des Magazins das Zweibein nur in voller Länge ausgefahren nutzen... selbst dann steht das Magazin am Boden auf, so dass sich der Lauf fast in der Waagerechten befindet.
Sinnvolles Zielen durch das Zielfernrohr ist im Liegendanschlag so kaum möglich, da die Schulterstütze schon über Schulterhöhe des liegenden Schützen ist.
Es gibt allerdings als zusätzliches Zubehör kurze Magazine zu kaufen, welche nur 10 Schuss fassen. Dies ist vermutlich empfehlenswert, da sich nicht nur die Optik verbessert, sondern vor allem auch die Handhabung deutlich einfach gestalten dürfte.

Hier nochmal Fotos des Markierers mit eingesetztem Magazin:

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Fazit

Der Tiberius T4 ein guter Markierer mit solider Leistung und ordentlicher Verarbeitung, die allerdings kleinere Mängel aufweist. Aufgrund der Magazinzuführung und der internen CO2-Versorgung kommt er von den Kaliber .68 Paintball-Markierern noch dem am nächsten, was man als Real Action Marker bezeichnen könnte.
Mit einem Kaufpreis von ca. 900 Euro dürfte er allerdings eher was für Enthusiasten, weniger für die breite Masse, sein.

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Wir danken herzlich der Firma Paintballshop Hannover, die uns den Tiberius T4 für diesen Test zur Verfügung gestellt hat!
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Dieser Test wurde so objektiv wie möglich verfasst, dennoch spiegeln einzelne Aussagen die Meinung des Verfassers wieder.

Hier können Fragen, Anregungen und Kritik an den Autor gerichtet und über den Testbericht diskutiert werden

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