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[Anleitung] Lackierung

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Aik
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[Anleitung] Lackierung

Beitrag von Aik » So 19. Okt 2008, 18:18

Also, hier kommt eine Anleitung speziell zum Lackieren einer RAM. Hab leider in letzter Zeit ein Problem mit meiner Digicam (eigentlich mit der Software), deshalb noch keine Fotos. Werd aber demnächst bei Matse meine Karte einlesen und die dann nachreichen.


Lackieranleitung


Als erstes die Einkaufsliste:

- ein Paar passende Gummihandschuhe (chemiefest, also lösemittelbeständig - trifft auf die meisten Spülhandschuhe zu)

- Terpentinersatz (oder Nitroverdünner, je nach dem welcher Lack)

- Schleifpapier (nicht grober als P500, am besten P1000)

- Klebeband (nicht das billige Kreppband. Kunstoffbeschichtet und dehnbar. "Für Lackierarbeiten geeignet")

- Grundierung (für den Fall, dass ihr blanke Metallteile lackieren wollt oder müsst)

- Decklack (Matt)

- Klarlack (Matt)

bei Camo Lackierung:

- Skalpell (oder Teppichmesser)
- Klebefolie (am besten durchsichtig und "für Lackierarbeiten geeignet" - gibt es auch mit Raster auf dem Schutzpapier.
- Pappe (keinen alten Umzugskarton, zu dick)


Für welchen Lack ihr euch entscheidet liegt in eurer Hand. Hier meine Empfehlung:

Wenn ihr eine Airbrushpistole besitzt, die gut gepflegt wurde und nicht spuckt, dann würde ich für den Hausgebrauch z.B. Klarlack für Parkettböden Empfehlen. Der hält normalerweise sehr gut. Darauf achten, keinen Acryllack zu verwenden. Bei denen haften eigentlich nur die Grundierungen gut. Es ist zwar eine geruchsmäßige Erleichterung mit Acryllacken zu arbeiten, aber die Quittung bekommt ihr dann, wenn der Lack dann schnell im Gebrauch abscheuert.

Wenn ihr lösemittelhaltige, also z.B. Alcydharzlack oder 2-Komponentenlack verarbeitet, aus Sicherheitsgründen nur in gut belüfteten Räumen, Lackierkabinen oder draußen lackieren.
Wenn drinnen, solltet ihr mindestens eine Staubschutzmaske am besten einen Atemwegsschutz mit Aktivkohlefilter zur Einkaufsliste hinzufügen.

Habt ihr keine Airbrushpistole oder wollt diese nicht benutzen würde ich Lack aus der Sprühdose empfehlen. Ich werde auch auch Sprühlack aus der Dose nehmen. Da gibt es eine sehr große Auswahl. Die Haftung ist hierbei unterschiedlich. Ich würde immer eine Probe auf einem Stück Alu, das schon mit einer festen Beschichtung versehen ist, machen oder ein Stück Alublech beschichten. Natürlich mit Grundierung in diesem Fall (hierbei nach Lackieranleitung vorgehen). Es lohnt sich hier, den Lack mindestens 24 Stunden trocknen zu lassen. Auch wenn er nach einer halben Stunde schon scheinbar fest ist.
Leider gibt es heutzutage keinen richtig matten Lack mehr, wenn doch schreibt mir. Die Auswahl beschränkt sich da auf Hochglanz und Seidenmatt.
Wenn man einen richtig matten Lack haben will, muß ihn sich wohl oder übel matt schleifen. Dazu die zuletzt aufgetragene Lackschicht, die hoffentlich gut durchgetrocknet ist, mit P1200er Schleifpapier matt Schleifen. Dabei sehr vorsichtig sein und fast keinen Druck ausüben.

Haftprobe:

Dazu richtig gut klebendes Klebeband zum Beispiel Gewebeband (Panzertape) auf das Probestück aufdrücken und ordentlich mit dem Daumen oder was auch immer festdrücken. Dann schlagartig abziehen. Wenn noch alles dran ist dann war's guter Lack. Sind nur sehr wenige, und kleine Bröckchen herausgezogen worden, dann war der Lack nicht so gut. Sind viele größere Stückchen heraus gebrochen, habt ihr was falsch gemacht (mehr dazu in der Lackieranleitung).

Kommen wir nun zum eigentlichen Teil, der Arbeit selbst.

Schritt 1)
Zerlegen:

Ist eigentlich ne klare Sache.
Ich würde nach der SATB Anleitung vorgehen. Alle Schalter usw. abmontieren und separat behandeln. Den Core sollte man nicht lackieren. Deshalb schön verpacken und sicher verstauen.
Am besten sollte man alle Teile, die nicht lackiert werden sollen, abmontieren.
Wenn man einige Teile nicht abmontieren kann oder will müssen sie, wenn sie nicht mit lackiert werden sollen, abgeklebt werden. Mehr dazu bei Abkleben.

Schritt 2)
Schleifen:

Im Grunde genommen ist das Schleifen eine mikroskopische Verkratzung der Oberfläche. Hierbei ist besonders bei dünnen Metallbeschichtungen darauf zu achten, nicht zu viel und auch nicht zu wenig zu Schleifen. Das Ziel ist es ja, auf einem schon bestehenden fest haftenden Lack, auf zu Lackieren. Deshalb wollen wir den alten Original-Lack nicht herunter schleifen, sondern eine feine ganzflächige Verkratzung herstellen. In diesen mikroskopischen Rillen eures hoffentlich P1000 Schleifpapieres, kann sich der Lack durch einfließen verankern.
Das Schleifpapier nehmen und in einen Mittelfinger langen und zwei Finger breiten Streifen schneiden. Dann die eine Seite der Länge nach zur Mitte biegen. In der Mitte festhalten und die andere Seite drüber.
Später müsst ihr euch noch andere kleinere Stückchen machen. Das werdet ihr dann schon sehen, wie groß.
Jetzt müsstet ihr ein fast genaues Rechteck aus Schleifpapier, mit einem eingefalteten Stück zwischen zwei Lagen Schleifpapier in der Hand Haben.
Taste dich langsam an Druck und Geschwindigkeit heran. Beim Schleifen verändert sich durch die neue Lichtbrechung die Farbe des Lacks. Wenn der Lack wirklich gut geschliffen ist, dann ist diese Verfärbung gleichmäßig verteilt. Hierbei ist keine Verfärbung im Sinne eines silbrigen Glanzes gemeint, dann wart ihr zu eifrig.
Zum Herantasten empfehle ich eine glatte Fläche. Bei der 3R beispielsweise würde ich die Stelle Links am Magazinschacht wählen. Dort ist es glatt, leicht erreichbar und es gibt keine Prägung (oder "F" Pinselung).
"WICHTIG"
An so einer RAM gibt es viele bewegliche Teile. Viele Kanten und Rundungen die mit besonderer Vorsicht geschliffen werden müssen.
Außen liegende Kanten, also die hervorstehende Ecke, darf an der Spitze nicht geschliffen werden.
Innen liegende Kanten können geschliffen werden.
Bei Rundungen darauf achten, nur leicht bis gar nicht Druck auszuüben und nicht irgendwo mehr zu drücken. Das kann man dann schnell sehen später. Die ganzen beweglichen und winzigen Teilchen nur mit äußerster Vorsicht schleifen.
Solltet ihr irgendwo bis auf das Metall geschliffen haben müsst ihr dort etwas Grundierung auftragen und nach der Trocknung wieder vernünftig bis an die Kante heran schleifen. Eventuell den Übergäng von der Grundierung glätten.

Schritt 3)
Reinigen:

Jetzt müsst ihr all den Staub vom Schleifen loswerden. Also abfegen, abpusten - immer und immer wieder. Danach mit Terpentinersatz auf ein Tuch geträufelt reinigen. Es darf sich kein einziges Staubkörnchen auf dem Untergrund sein. Gern verstecken sich diese Mistkerle in den kleinsten Vertiefungen, Ecken, Löchern usw.
Wie Famas einmal schrieb: "Das einzige was deinen Gegner daran hindert weiterhin auf dich zu schießen, ist dass du viel mehr auf ihn schießt, was wiederum seine Trefferwahrscheinlichkeit herabsetzt und deine Überlebenschancen damit erhöht".

Heißt in diesem Sinne hier angewendet, dass nur der einen wirklich "sauberen" Untergrund hat wer jede Stelle gefühlte 100 mal abfegt, abpustet und abwischt.
Wenn ihr das Ding so richtig ordentlich gereinigt habt, und denkt: „jetzt bin ich schon 15 Minuten am putzen, ich kann nichts mehr finden“ - dann wiederholt ihr dies mit größer werdender Akribie noch zwei mal.
"WICHTIG!":
Der Untergrund muss vor dem Lackieren nicht nur Staub, sondern auch Fettfrei sein.
Es gilt immer erst den Staub trocken zu entfernen und danach feucht entfetten.

Schritt 4)
Decklack:

Beim Lackieren mit der Sprühdose oder der Airbrushpistole ist besonders auf die Entfernung von der Düse zum Lackierstück (im folgenden: LS genannt) zu achten.
"ACHTUNG"
Bei Sprühdosen gibt es bei jedem Hersteller Unterschiede im Dosendruck. Die von Belton haben zum Beispiel einen sehr hohen Druck. Die von Montana haben dagegen einen sehr niedrigen. Je höher der Druck, desto weiter müsst ihr vom Lackierstück weg, und umso schnellere Bewegungen müsst ihr machen.
Außerdem sind die Standarddüsen (Caps) auf den Sprühdosen nicht so gut (die spucken und spritzen). Dazu gibt es beim bösen, bösen Grafittibedarf Abhilfe. Die Dinger nennen sich "Skinny Caps". Da gibt es aber zwei verschiedene Sprühkopfsysteme an den Dosen. Die von Belton passen nicht auf die von Montana. Dafür haben die Montana schon ein Skinny drauf.
"NOCHMAL ACHTUNG"
Ihr dürft ausschließlich Skinny Caps oder die Standart Düsen verwenden. Keine Fat Caps oder andere komische Idee die euch da vielleich kommt. Damit könntet ihr euch eure RAM sehr schnell zu einem sehr aufwendigen Restaurationsobjekt machen.

Lackiervorgang:

Nachdem eure RAM "sorgfältigst" geschliffen, gereinigt und gegebenenfalls abgeklebt wurde, geht es nun ans Lackieren.
Dazu schraubt man die RAM in einen Schraubstock an der eingeschraubten "leeren" CO2-Kapsel mit abgeklebtem Adapter. Nach dem Lackieren lässt man sie dann einfach zum Trocknen hängen.
Je wärmer desto schneller geht das. Zu warm und der Lack schlägt Blasen.
Die ideale Entfernung zum Lackieren ist etwas weiter als auf der Dose angegeben. Sie liegt je nach Druck und Farbmenge bei circa 30 - 40 Zentimeter. Dadurch ist der Farbauftrag geringer und die Sprühfläche wird größer. Außerdem wird dadurch mehr „genebelt“ und der Lack wird Matter.
Beim Lackieren immer vor dem LS anfangen zu Sprühen und in einem Durchgang der Länge nach und etwas über das LS hinaus sprühen. In gleichmäßigen Bewegungen lackieren.
"WICHTIG"
Immer schön darauf achten, nicht zu viel Farbe aufzutragen. Der Decklack soll nur Färben!
Danach sorgfältig und in den gleichen Bewegungen die anderen Seiten lackieren. Immer der Länge nach. Der Decklack muss beim ersten Mal decken!
Hat eure RAM jetzt eine gleichmäßige neue Beschichtung irgendeiner Farbe, lasst ihr sie mindestens 24 Stunden trocknen.

"ACHTUNG"
Bei Sprühlackierungen entsteht Sprühstaub, und der sollte nicht auf den trocknenden Lack fallen. Das fühlt sich dann später einfach nicht so gut an. Wenn ihr in schlecht belüfteten Räumlichkeiten Lackiert müsst ihr die RAM sofort nach dem Lackieren mit einem Karton abdecken.

Schritt 5)
Camo Lackierung:

Es ist für das Lackieren völlig unerheblich welches Muster ihr wählt. Lediglich der Aufwand mancher Tarnmuster ist in der Vorbereitung größer. Es gibt aber eine sehr einfache und zuverlässige Methode.

Vorbereitung:

Besorge oder zeichne dir dein gewünschtes Tarnmuster und übertrage es auf eine stabile Pappe. Schneide diese dann aus und übertrage sie mit einem Kugelschreiber auf die Klebefolie (siehe Einkaufsliste). Danach diese wieder sauber mit dem Skalpell oder scharfen Cuttermesser ausschneiden. Jetzt könnt ihr die "Aufkleber" je nach Wunsch an eurer RAM aufkleben. Darauf achten, das keine Falten oder sonstige Öffnungen entstehen in die der Lack einfließen kann.
Was dann folgt, kann sich wahrscheinlich jeder denken, aber ich schreibe es mal trotzdem.

Camo Lackierung:
Die Komplette RAM in dem zweiten Farbton überlackieren und sofort im "nassen" Zustand "vorsichtig" mit einer Messerspitze die Aufkleber entfernen.
Jetzt zahlt sich aus, das wir Folie haben auf der der Lack haften kann. Denn dann läuft der Lack beim Abziehen nicht herunter und ruiniert eure Arbeit.
Für die Vervollständigung wiederholt ihr diesen Vorgang mit den anderen Farben so lange bis ihr euer Tarnmuster hinbekommen habt.
Zwischen den Arbeitsgängen müsst ihr eventuell Klebereste der Folie entfernen. Vorsicht, dass der Lack dann auch schön durchgehärtet ist und nicht durch das Terpentin angelöst wird. Mit Terpentin immer sehr sparsam umgehen und immer erst Lackieren wenn auch die Terpentinrückstände verdunstet sind.

Bemerkung:
Wenn der Lack nicht länger als ein paar Tage getrocknet ist, verbinden sich die einzelnen schichten chemisch miteinander. Dieser Effekt ist jedoch nicht ganz genug für unsere Ansprüche und so sollte der Lack zwischen den einzelnen Beschichtungen "leicht" angeschliffen werden (nicht zwischen den Camo Schritten. Nur der Decklack und der Klarlack). Nehmt hierfür P1200er Schleifpapier.

"mein Tipp":
Für eine Camolackierung der anderen Art kann man auch Blätter Zweige und sowas als Schablonen nehmen. Der Lack Sprüht dann unter die "Schablone", aber das sieht in dem Fall sogar richtig gut aus. Am besten man mischt verschiedene Laub und Nadelbaumschablonen. Man kann auch Farne, Gräser, Blätter und sogar Tannenzapfen nehmen.
Am besten mal auf Probestücken ausprobieren.


Schritt 6)
Klarlack:

Nachdem ihr wie beschrieben mit P1200 angeschliffen habt, lackiert ihr in der gleichen Reihenfolge wie beim Decklack.
Nach der ersten Schicht drei Stunden trocknen lassen und dann Vorgang wiederholen. Dann 24 Stunden trocknen lassen, anschleifen und die letzte Schicht Klarlack drauf machen.
Nachdem dieser dann ausgetrocknet ist (dauert schon ein paar Tage bis der Lack wirklich richtig trocken ist) seit ihr endlich fertig.

Herzlichen Glückwunsch!

Aik

Vielen Dank nochmal an Famas, fürs Korrektur lesen.

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